Impulse für die Kooperation zwischen Archiven und Schulen

Die folgenden Kooperationsformen stellen Bereiche vor, in denen Archiv und Schule zusammenarbeiten können. Selbstverständlich sind auch Abweichungen, Kombinationen etc. möglich. Sinnvoll ist es beispielsweise, jeder ersten Arbeitseinheit von Schüler*innen im Archiv eine Führung voranzustellen und die Recherchemöglichkeiten zu erläutern. Inwiefern die Kinder und Jugendlichen selbst im Archiv arbeiten können und welche Dokumente dafür zur Verfügung stehen, ist mit der zuständigen Archivarin bzw. dem zuständigen Archivar zu klären.

Archivführungen für Schülergruppen

Bei einer allgemeinen Archivführung lernen die Schüler*innen die Aufgaben und Dienstleistungen eines Archivs kennen: Welche Funktionen hat ein Archiv eigentlich genau? Was gibt es hier zu entdecken? Wie recherchiert man nach Akten, Zeitungen, Urkunden, Fotos, Filmen und Plakaten? Sie erfahren in einem ersten Kontakt mit Originaldokumenten, was im Umgang mit Archivgut beachtet werden muss. In der direkten Kommunikation mit den Teilnehmenden können Archivpädagog*innen sofort Fragen beantworten.
Steht die Führung unter einem thematischen Schwerpunkt, arbeitet die Schülergruppe gezielt mit Dokumenten zu einem Unterrichtsthema. Die Lernenden erleben Geschichte hautnah und in direktem Bezug zu ihrer Heimatregion.

Lehrerfortbildungen

Damit Lehrer*innen sich selbst über die Aufgaben und die Arbeitsweisen eines Archivs informieren können, bieten Archive spezielle Lehrerfortbildungen an. Dabei lernen die Lehrkräfte die Möglichkeiten eines Archivs kennen und erfahren, wie man die Quellenarbeit im Archiv gewinnbringend in den Unterricht integrieren kann. Die Archivarin oder der Archivar kann wertvolle Tipps zur Heranführung von Kindern und Jugendlichen an historische Originaldokumente geben. Zudem haben Archivar*innen ein hohes fachliches Wissen in verschiedenen historischen und kulturwissenschaftlichen Gebieten. In der fachspezifischen Fortbildung können sie dies an Lehrerinnen und Lehrer weitergeben. Auch Angebote für Studienseminare sind denkbar.

Fachunterricht im Archiv

Das Archiv mit seinen vielfältigen und zahlreichen Quellen kann zu spannendem Unterricht beitragen. Die Anknüpfungspunkte sind zahlreich: Eine Grundschulklasse beschäftigt sich mit der Vergangenheit und der Gegenwart der Stadt. Im Geschichtsunterricht wird das Thema Reichspogromnacht diskutiert. Wahlplakate gestern und heute sind das Referatsthema einer Gruppe des Politikkurses und der Deutsch-Leistungskurs befasst sich mit Zeitungen im Wandel der Zeit.
Zu vielen Epochen und Themengebieten gibt es Material im Archiv. Um Schüler*innen Zugang zu diesem Material zu verschaffen, kann der Fachunterricht ins Archiv verlegt werden. In Zusammenarbeit mit dem Archiv kann der Unterricht mit passenden Quellen lebendig gestaltet werden.

Methodentraining: Recherchieren, Lesen und Auswerten historischer Quellen

Der Umgang mit historischen Quellen ist ein wichtiger Beitrag zur Kompetenzorientierung in den Kernlehrplänen und zu lebenslangem Lernen allgemein. In ihrem späteren Leben werden Schüler*innen ggf. mit Quellenarbeit konfrontiert: an der Universität, im Beruf oder im Privatleben, zum Beispiel bei der Ahnenforschung. Ein Methodentraining fördert früh die Informations- und Recherchekompetenz. Lernde benötigen ebenfalls Unterstützung bei der Auswertung des Schriftgutes: Sie müssen lernen, Handschriften und alte Drucke zu lesen, Archivgut in seinen Entstehungskontext einzuordnen und vor dem historischen Hintergrund zu analysieren.

Schulprojekte zu historischen Themen

Die Geschichte der eigenen Schule, ein Stadtteil im Wandel der Zeit oder die Volksfeste vor Ort: Projekttage, Schulfeste und AGs sprechen häufig historische und gesellschaftliche Themen an. Auch Gedenktage werden im schulischen Kontext vorbereitet. Im Archiv können Schüler*innen sich inhaltlich auf die Themen vorbereiten und nach Quellen Ausschau halten, die auch anderen Gruppen anschaulich das Thema vermitteln.
Zudem verfügen viele Archive über eine gute Bibliothek zu regionalgeschichtlichen Themen, die in die Recherche einbezogen werden kann. Die Recherchekompetenz wird dabei geschult. Schüler*innen lernen, Quellen danach auszuwerten, wie aussagekräftig sie sind und die Ergebnisse ihrer Recherchen anschließend angemessen zu präsentieren.

Geschichtswettbewerbe

Vor allem der Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten, der alle zwei Jahre ausgeschrieben wird, erregt großes Aufsehen. Während der Laufzeit eines halben Jahres vom 1. September an beschäftigen sich Schülerinnen und Schüler gezielt mit einem historischen Thema - 2020/2021 beispielsweise mit »Bewegte Zeiten. Sport macht Gesellschaft«. Beim forschenden Lernen im eigenen Umfeld erhalten allgemeine Schlaglichter der Geschichte einen lebensweltlichen Bezug. Archivar*innen unterstützen die interessierten Schüler*innen bei ihrer Entdeckungsreise durch die Zeit. Sie helfen bei der Themenfindung, bei dem Umgang mit Originalquellen und bei der Erstellung eines Wettbewerbsbeitrags. Die Teilnehmenden erleben einen neuen, lebendigen Zugang zu Vergangenem.

Beratung und Begleitung von Unterrichtsgestaltung und Projekten in den Schulen

Häufig ist nicht klar, inwiefern Schüler*innen selbstständig mit Originalquellen arbeiten können und welches Material sich dafür eignet. Vielleicht möchte eine Schule auch eine eigenständige Unterrichtsreihe für den Sachunterricht erarbeiten, in der die Schülerinnen und Schüler mehr über ihren Heimatort und ihre Heimatregion erfahren. Oder für das nächste Schuljubiläum soll eine AG organisiert werden, die die Entstehung und Entwicklung der Schule bearbeitet und schließlich präsentiert. In solchen Fällen können Lehrer*innen auf die Hilfe eines Archivs zählen: Es steht ihnen im Vorfeld mit Rat zur Seite, wenn es um den Umgang mit Archivgut geht. Sie können entsprechende Quellen vorschlagen, Ideen zur Einbindung in den Unterricht vorstellen und Tipps geben, wie Schülerinnen und Schüler die Quellen bearbeiten können.
Über die Beratung hinaus kann eine Archivarin bzw. ein Archivar möglicherweise auch mit einem Archivkoffer in den Unterricht kommen. Ein Archivkoffer enthält in der Regel exemplarische Archivalien, mit denen die Arbeitsmöglichkeiten in einem Archive vorgestellt werden. Eine solche Einführungseinheit lässt sich gut durch »Fachunterricht im Archiv« ergänzen.

Beratung bei Facharbeiten und Projektkursen

In der Oberstufe müssen Schüler*innen eine umfangreiche Facharbeit verfassen oder einen Projektkurs belegen. Bei diesen ersten Versuchen des wissenschaftlichen Arbeitens brauchen sie besondere Anleitung und Unterstützung.
Die Archive bieten interessierten Schülerinnen und Schülern Hilfestellungen bei der Themenfindung, der Recherche und der Auswahl entsprechender Materialien. Die vielfältigen Quellen des Archivs decken ein breites Themenspektrum im historischen und volkskundlichen Bereich ab. Die Besonderheit für Schülerinnen und Schüler liegt dabei im persönlichen Bezug zu den ausgewählten Themen. Egal ob dieser Bezug regionaler (z.B. Stadtgeschichte) oder individueller (z.B. Familiengeschichte) Natur ist: Auf jeden Fall entstehen Motivation und Begeisterung.

Historische Stadtrundgänge

Was bedeutet die Inschrift am Rathaus? Warum haben manche Straßen so seltsame Namen? Und seit wann gibt es unsere Stadt eigentlich?
Archivar*innen sind Spezialisten für die Geschichte der eigenen Stadt, Gemeinde oder des eigenen Kreises. Bei historischen Stadtrundgängen können sie Schülergruppen in die Besonderheiten von Plätzen, Gebäuden und Stadtteilen einführen. Straßen- und Ortsnamen können erklärt und in ihren historischen Bezug gesetzt werden. Schülerinnen und Schüler sehen ihr tägliches Umfeld mit neuen Augen und entdecken die Spuren, die die Geschichte vor Ort hinterlassen hat. Abstrakte historische Ereignisse werden so greifbar.

Schülerpraktika

Im Laufe ihrer Schulzeit müssen Schüler*innen mindestens ein Praktikum absolvieren. Auch die Archive vor Ort können Praktikumsplätze anbieten. Ein Praktikum im Archiv bietet viele Möglichkeiten: Schülerinnen und Schüler lernen die Arbeitsabläufe in einer kommunalen Einrichtung kennen. Beim Recherchieren schulen sie die Fähigkeit zum wissenschaftlichen Arbeiten und haben die einzigartige Möglichkeit, Quellen unterschiedlicher Überlieferungsformen zu sichten. Die Sammlung und ggf. auch Restaurierung von Schriftstücken gehört ebenso zu einem Archivpraktikum wie das Kennenlernen juristischer Aspekte bei der Archivierung und Nutzung verschiedener Dokumente. Zudem erhalten Praktikanten Einblick in die Bildungsarbeit eines Archivs.

Bildungspartner NRW ist eine vertragliche Zusammenarbeit des Ministeriums für Schule und Bildung des Landes NRW und der Landschaftsverbände Rheinland und Westfalen-Lippe.