Impulse für die Kooperation zwischen Museen und Schulen

Der außerschulische Lernort Museum

Das Museum als außerschulischer Lernort gewinnt immer mehr an Bedeutung. Wie in keiner anderen Bildungsinstitution bietet sich hier die Möglichkeit, originalen Objekten der Kunst, Geschichte und Technik zu begegnen. Nicht nur die sinnliche Anmutungsqualität und die Authentizität der Dinge machen Museen seit langem zu wichtigen Partnern der Schulen: Jedes Objekt der überlieferten Kultur ist ein Zeichen, das erst noch erkannt und verstanden werden will. Während die Schule die Heranwachsenden vor allem beim Lesen und Schreiben fördert, hilft das Museum beim Entziffern der Dingsprache.

Das ist das Wesentliche, das Alleinstellungsmerkmal des Museums. Hinzu kommt die spezifische Voraussetzung des Lernortes oder Lernumfeldes. Ist allein schon die Abwechslung willkommen, einmal die Schule zu verlassen, in einer anderen Umgebung Themen und Dinge wahrzunehmen, gehen die Möglichkeiten der Museen noch weit darüber hinaus. Sie beruhen auf den veränderten Vorstellungen vom Lernen, das zunehmend informell und individuell, vor allem aber auch als lebenslanger und interdisziplinärer, perspektivisch und thematisch weit gefächerter Vorgang gesehen wird und verschiedene Lernwelten sowie Lernarten berücksichtigt. Museen sind sekundäre »Lerninstitute«: Sie unterstützen, erleichtern und vertiefen die Arbeit der Einrichtungen, an denen das Lehren und Lernen primär zum Zweck der Ausbildung betrieben wird. Unterschiedliche Lerntypen werden dabei angesprochen, verschiedene Begabungen abgerufen und gefördert.

Das weite Spektrum der Museumstypen offeriert unterschiedliche Angebote – es gibt kaum ein Schulfach, das nicht von Museen und den dort präsentierten Themen profitieren könnte: von der Geographie, Biologie, Physik, Mathematik über Geschichte, Ethik, Deutsch und Fremdsprachen bis zum Musik- und Kunstunterricht. In den Museen finden sich Experten, die den Schüler*innen mit großem Know-how und an konkreten Objekten ein Sachgebiet anschaulich erläutern können. Lokal- und regionalgeschichtliche Ansätze werden realisiert, sodass sich Möglichkeiten zu fächerübergreifenden Unterrichtsprojekten und Projektwochen anbieten. Auch die fremdsprachlichen Angebote der Museen sind zu erwähnen: Sie ermöglichen interessante Kombinationen für viele Fächer. So können zum Beispiel Französisch- und Kunstlehrer*innen einer Klasse kooperieren, indem die Lernenden im Kunstmuseum an einer Führung oder einem museumspädagogischen Angebot in französischer Sprache teilnehmen.

Generell hervorzuheben ist die Möglichkeit

  • zum anschaulichen Lernen an Originalen.
  • zum erlebnisreichen Lernen mit verschiedenen Sinnen.
  • zur eigenständigen Erarbeitung von Inhalten durch die Schüler*innen.
  • zum handlungsorientierten Lernen.
  • zum Erwerb zentraler Schlüsselkompetenzen.
  • zum methodisch abwechslungsreichen Lernen.

Museumsgespräche, Diskussionsgruppen und -veranstaltungen

Viele Museen und Ausstellungsthemen legen Diskussionen nahe, die sich im Anschluss an eine vorherige Einführung durch Museumsmitarbeiter*innen ergeben können. Die Schüler*innen werden hier – mehr als bei den Führungsgesprächen – angeregt, ihre Meinung zu äußern, Fragen zu stellen, zu diskutieren. Sie gestalten so den Verlauf der Veranstaltung selbst mit. Der Grad der Aktivität, den die Lernenden, erreichen kann variieren. Bis zu dem Punkt, dass eine der Schüler*innen die Funktion des Gesprächsleiters übernimmt. In jedem Fall müssen Museumsgespräche zwischen Schüler*innen und Lehrkräften, sowie zwischen Museumsmitarbeitenden und Lehrer*innen im Vorfeld vorbereitet werden.

Solche Diskussionsrunden lassen sich auch in Form von Künstler- und Expertengesprächen einrichten oder mit der Einladung von Zeitzeugen kombinieren.

Aktivierende Methoden

Hier werden vor allem Methoden angesprochen, die verstärkt haptische Lernprozesse berücksichtigen und das »Lernen mit allen Sinnen« befördern. Dazu gehören Mitmachaktionen, wie in Freilicht-, Archäologie- und Technikmuseen oft üblich: Nach einer kurzen Einführung zum jeweiligen Thema führen Fachleute im Museum ein bestimmtes Handwerk oder eine bestimmte Technik vor. Anschließend dürfen die Schüler*innen selbst ausprobieren. Naturwissenschaftlich und technisch orientierte Museen arbeiten auch mit Laborexperimenten, die die Schüler*innen selbst durchführen können. Andere Museumstypen, vor allem Kunstmuseen und kulturhistorische Museen, bieten bildnerisches Gestalten an. Zum Teil ist das vor den Originalen möglich, zum Teil haben Museen geeignete Werkräume, in denen gemalt, gezeichnet und skulptural - auf jeden Fall kreativ und praktisch - gearbeitet werden kann.

Lernende führen Lernende

Die Methode beruht auf dem pädagogischen Konzept des »Lernens durch Lehren«. Die Schüler*innen werden angeregt, sich allein oder in Kleingruppen bestimmte Themen oder Bereiche eigenständig zu erarbeiten. Die Ausstellung wird zur »vorbereiteten Umgebung« – mit einer Fülle von Informationen durch die Objekte selbst, die erläuternden Texte und Grafiken, Hörstationen und Touchscreens, Audio-Guides und Tonbildschauen, die sich die Schüler*innen – geleitet durch Fragen und Arbeitsaufträge – selbst erschließen. Im zweiten Schritt wird überlegt, wie die Arbeitsergebnisse den Mitschüler*innen mitgeteilt werden. Im dritten Schritt erfolgt das Vermitteln selbst. Der museumspädagogische Mitarbeiter oder die Lehrkraft moderieren dabei und können (gegebenenfalls korrigierend) Arbeitsergebnisse kommentieren. „Schüler führen Schüler“ hat Workshop-Charakter. Die Methode ist besonders handlungsorientiert, bietet ein hohes Maß an methodischer Abwechslung und regt teamorientierte Lernprozesse an. Oft ist sie mit Arbeits- oder Aktivblättern verbunden, die im Museum konzipiert worden sind. Ebenso denkbar sind von Lehrer*innen und Museumspädagog*innen gemeinsam gestaltete Workshops.

Spielerisch-assoziative Methoden

Zu den spielerisch-assoziativen Methoden gehören Assoziationsspiele, Chinesischer Korb und Kreatives Schreiben. Sie lassen sich in jede Führung mit einbauen, können aber auch – wie Kreatives Schreiben – einen eigenen Stellenwert bekommen. Diese Methode eignet sich gerade für Bildbetrachtungen, für die Auseinandersetzung mit Kunstwerken und kann im Kunst-, Deutsch- oder Fremdsprachenunterricht gewinnbringend eingesetzt werden. Nicht nur Kunstmuseen, auch Museen für angewandte Kunst und alle lokal- und regionalgeschichtlichen Museen verfügen über zahlreiche Anknüpfungspunkte für die alltagsbezogenen Themenschwerpunkte des Fremdsprachenlernens.

Interdisziplinäre Methoden

Nicht trennscharf zu den aktivierenden Vermittlungswegen gibt es eine Reihe von Methoden, die nicht museumsspezifischer Art sind, das heißt, nicht genuin vom Bild- und Dinghaften ausgehen, doch für die Auseinandersetzung mit den Dingen sehr bereichernd sein können und eben damit Möglichkeiten ganzheitlichen Lernens bieten. Dazu gehören schauspielerische oder tänzerische Umsetzungen, literarische Zugangsweisen, musikalische Vermittlungsformen genauso wie Historisches Spiel / Living History oder die Methoden der experimentellen Archäologie, die in archäologischen Museen und mitunter auch in Gedenkstätten Anwendung finden. Museumspädagogische Angebote können diese Methoden als kleine Elemente in die Museumsführung integrieren oder auch mit Projektcharakter versehen. Dann bietet sich ein ähnlicher Aufbau an wie bei »Schüler führen Schüler«: Statt eines gemeinsamen Rundgangs durch die Ausstellung mit Präsentation der Ergebnisse steht hier die Ergebnissicherung in Form eines Schauspiels, eines »Lebenden Bildes«, eines musikalischen Vortrags u.ä.m. im Vordergrund. Solche Methoden bieten sich gerade für Projektwochen an. Am Ende sollte immer ein Produkt stehen, beispielsweise eine kleine Ausstellung, die im Museum oder in der Schule öffentlich gezeigt werden kann.

Museumskoffer

Dieses Angebot wird sowohl in den Museen eingesetzt, um das haptische Erlebnis zu ermöglichen, wenn die Originalobjekte nicht angefasst werden dürfen, als auch außerhalb der Museen. Manche Museen verleihen den Koffer gegen eine Kaution an Schulen, andere wiederum bieten an, dass museumspädagogische Mitarbeiter*innen in die Schule kommen und den Schüler*innen eine Einführung zum Thema des Museumsbesuchs geben, bzw. den Besuch gemeinsam mit den Schülern nachbereiten. Ein solches Kombiangebot Schule – Museum ist mit oder ohne Museumskoffer sinnvoll. Für die Schule konzipierte Museumskoffer enthalten Originalexponate oder Repliken und Informationen zu speziellen Themen sowie Unterrichtsmaterialien und Anregungen für die Lehrkraft, wie der Koffer im Unterricht eingesetzt werden kann. Vorteile dieses museumspädagogischen Angebotes liegen in der erlebnisorientierten, spielerischen, haptisch erfahrbaren Form des Lernens. Museumskoffer bieten Methodenvielfalt und Experimentiermöglichkeiten.

Informationen für Lehrkräfte

Informationsveranstaltungen

Viele Museen bieten vor Beginn neuer Wechselausstellungen einen besonderen Service für Lehrer*innen. Ausstellungskuratorinnenen oder museumspädagogische Mitarbeiter informieren über die Thematik der Ausstellung, ihre Relevanz für verschiedene Unterrichtsfächer und die von Museumsseite geplanten museumspädagogischen Angebote. Den Lehrer*innen wird hier die Möglichkeit gegeben, sich schnell einen Überblick über die Ausstellung zu verschaffen und den Museumsbesuch rechtzeitig in den Unterricht einzuplanen. Bestenfalls sind diese Veranstaltungen auch eine Vorab-Evaluation für das Museum: Die Lehrkräfte können durch Kritik und Verbesserungsvorschläge zu den geplanten Angeboten eine Anpassung an die Bedürfnisse der Schulen erreichen, gegebenenfalls sogar noch Anregungen für die Ausstellung selbst geben. Sinnvoll sind diese Veranstaltungen schon deshalb, weil sie den Austausch zwischen Schule und Museum fördern und so die Zusammenarbeit optimieren. Eine Verstetigung, gerade auch für den Dauerausstellungsbereich der Museen, wäre deshalb wünschenswert.

Lehrerhandreichungen

Im Rahmen von Informationsveranstaltungen werden in manchen Museen Lehrerhandreichungen entwickelt. In knapper Form können sich Lehrer*innen so über die Thematik einer Ausstellung und die museumspädagogischen Angebote informieren. Die didaktischen Hinweise reichen von kurzen Erläuterungen zu Zielgruppe, Fachrelevanz und Angebotsform bis hin zu ausgearbeiteten Unterrichtsplänen, mit denen Lehrer*innen selbst den Museumsbesuch vorbereiten, durchführen und nachbereiten können. Lehrerhandreichungen werden für Dauer- wie Wechselausstellungen kreiert.

Lehrerfortbildungen

Manche Museen veranstalten Fortbildungen speziell für Lehrkräfte. Einige Kunstmuseen zum Beispiel bieten die Einführung in bestimmte Maltechniken o.ä. an. Die Lehrkräfte werden in die Lage versetzt, die erlernten Techniken später an ihre Schüler*innen weiterzugeben. Fortbildungen werden aber auch zu organisatorischen Themen angeboten, zum Beispiel wie sich Museumsbesuche inhaltlich optimal in den Unterricht integrieren lassen. Die Kompetenzteams NRW beraten Schulen im Rahmen ihrer Konzeptarbeit und bieten bedarfsorientiert Fortbildung in den Kernfächern an. Fachliche Anknüpfungspunkte sind Individuelle Förderung und Unterrichtsentwicklung in den Fächern Deutsch, Mathematik, den Fremdsprachen und Naturwissenschaften. Darüber hinaus vermitteln die Kompetenzteams Moderator*innen für weitere Fortbildungsbereiche sowie Beratungs- und Fortbildungsangebote weiterer Partner. Fortbildungsangebote finden interessierte Lehrer*innen in der Fortbildungsdatenbank des Ministeriums für Schule und Weiterbildung.

Bildungspartner NRW ist eine vertragliche Zusammenarbeit des Ministeriums für Schule und Bildung des Landes NRW und der Landschaftsverbände Rheinland und Westfalen-Lippe.

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